Das Tracking von Mobilfunkgeräten funktioniert mithilfe von Technologien für die Geolokalisierung. Es ist über spezielle Apps jedermann möglich, allerdings dürfen Privatpersonen das Handy einer anderen Person nur mit deren Zustimmung tracken. Die Behörden jedoch setzen die Technik nach entsprechendem richterlichen Beschluss auch ohne das Wissen von Betroffenen ein.
Kann jeder jeden tracken?
Nach geltender Rechtslage: nein. Technisch gesehen: ja. Im Alltag kommt das Tracking von Mobilfunkgeräten häufiger vor, als wir es vermuten. Ein Beispiel liefert die Corona-App: Sie ermöglicht natürlich auch die Standortermittlung ihrer Nutzer, auch wenn die Konfiguration ihrer Server das eigentlich ausschließen soll. Auch Rettungs- und Pannendienste tracken auf Wunsch das Handy eines Autofahrers, um dessen genauen Standort zu ermitteln. Natürlich können sich auch Kriminelle Zugang zu einem Smartphone verschaffen. Das geschieht mit dem Einschleusen einer Spionage-App auf dem Handy, die als Anhang einer völlig anderen App unbemerkt heruntergeladen wird. Wer seinen Partner ausspionieren wollte, könnte diesem auch eine Spionage-App auf das Smartphone laden, die dort unsichtbar ist und GPS-Daten an das Empfängergerät übermittelt. Das ist natürlich illegal. Die Behörden oder Rettungs- und Pannendienste gehen anders vor: Sie senden an das Empfängergerät eine sogenannte stille oder (im Fall von Rettungsdiensten) auch sichtbare SMS. Wenn die SMS beim Empfangsgerät angekommen ist, schickt sie an das Sendegerät die Koordinaten dieses Geräts aufgrund der umliegenden Funkmasten. Die Ortung ist nicht völlig exakt, der Radius kann zwischen zehn und 400 Meter betragen. Um die Ortung zu präzisieren, müssen viele stille SMS an das sich bewegende Empfangsgerät und/oder von verschiedenen Sendeorten aus verschickt werden. Sollte die Polizei eine Person exakt lokalisieren wollen, um sie beispielsweise festnehmen zu können, sendet sie durchschnittlich 400 stille SMS an das Empfangsgerät. Die Behörden gehen auch wirklich so vor. Es kursieren Zahlen (ohne Quellenangabe) von 112.354 stillen SMS, welche die deutschen Behörden im Jahr 2019 verschickt haben sollen. Sie könnten also in rund 280 Fällen eine Person metergenau lokalisiert haben. Diese Überwachung bedarf eines richterlichen Beschlusses. Ob die Behörden immer darauf warten, wissen wir nicht. Belegt ist jedenfalls, dass ein Handy-Tracking auch ohne eine Spionage-App auf dem Smartphone des Empfängers technisch möglich ist. Datenschützer kritisieren übrigens den Einsatz der stillen SMS, weil das Mittel technisch einfach einzusetzen ist und zur massenhaften Überwachung auch relativ unbescholtener Bürgerinnen und Bürger führen könnte. Es gibt allerdings auch Apps, die solche Angriffe bei manchen Geräten anzeigen. Die Auswahl und die Einsatzmöglichkeiten sind jedoch begrenzt.
Handy-Tracking per GPS
Wer ein Handy mit Zustimmung des Besitzers tracken will, kann hierfür eine Tracking-App verwenden, die dann auf beiden Geräten installiert wird. Sie ermittelt die Daten der beiden Geräte mithilfe des GPS (Global Positioning System), was viel genauer ist. Solche Apps verwenden Eltern für das Tracking ihrer Kinder, Handybesitzer zum Aufspüren eines verlorenen oder gestohlenen Gerätes, Speditionen und Kurierdienste zur Nachverfolgung von Mitarbeitern (nur mit deren Einverständnis!), Familienangehörige für das Tracking einer dementen Person oder auch Partner, die sich ihre gegenseitige Offenheit beweisen wollen, indem sie sich das gegenseitige Tracking gestatten (was natürlich ein eigenartiges Licht auf die Beziehung wirft, aber dies nur als subjektive Bemerkung). Das Wesensmerkmal dieser Tracking-Apps besteht darin, dass sie mit dem Einverständnis der getrackten Person auf deren Handy installiert werden müssen.
Wie funktioniert GPS-Tracking?
Das GPS-System (eigentlich: NAVSTAR-GPS für NAVigation-System-with-Timing-And-Ranging) wurde ab den 1970er-Jahren von den USA entwickelt und basiert auf der Positionsbestimmung durch Satellitensignale. Es diente zuerst militärischen Zwecken und wurde dann auch für die zivile Nutzung freigegeben. Weitere solcher Navigationssysteme betreiben die EU (Galileo), Russland (GLONASS) und China (BeiDou). Der US-Unternehmer Elon Musk, (Tesla, SpaceX) baut mit StarLink gerade ein weiteres System auf. Weltweit dominierend bei der zivilen Nutzung ist nach wie vor das GPS-System. In jedem Smartphone steckt heute ein GPS-Empfänger, der Signale von den 24 GPS-Satelliten empfängt, welche auf sechs Umlaufbahnen die Erde in ~20.200 km Höhe umkreisen. Die 24 Satelliten sind die jeweils aktiven, während insgesamt zum System über 30 Satelliten gehören, um Wartungsarbeiten und Ausfälle ausgleichen zu können. Da der GPS-Empfänger stets Signale von mehreren Satelliten (in der Regel mindestens vier) empfängt, kann er die Position des Smartphones metergenau bestimmen. Wie gut das funktioniert, merken wir, wenn wir mit einer Karte auf dem Smartphone durch eine Stadt laufen: Unser Gerät zeigt uns metergenau, wo wir gerade sind und wie viele Schritte wir noch bis zur nächsten Straßenkreuzung laufen müssen. Daher lässt sich ein Handy auch durch ein anderes Handy metergenau tracken, wenn auf beiden Geräten die entsprechende Tracking-App installiert ist. Der GPS-Empfänger im Smartphone kommt übrigens zu seiner hohen Genauigkeit, indem er den Time-Code des Signals bei dessen Aussendung mit dem beim Empfang vergleicht. Jeder einzelne Satellit sendet zudem einen eigenen Code. Die Position der einzelnen Satelliten kennt der Empfänger im Smartphone. Mit dieser und dem Uhrzeitvergleich kann er nun Entfernungskreise errechnen und damit den eigenen Ort sehr genau bestimmen.
Wie funktionieren Tracking-Apps?
Sie sind einfach zu bedienen und zeigen dem Nutzer eine Karte mit dem aktuellen Standort und der vorherigen Route des getrackten Smartphones. Diese Daten speichert das getrackte Gerät, bis sie vom Inhaber bewusst gelöscht werden. Tracking-Apps sind darüber hinaus oft noch mit weiteren Funktionen ausgestattet, so unter anderem der Kontrolle der Kommunikationstätigkeit des getrackten Smartphones. Selbst das Webbrowsing und der E-Mail-Verlauf können einsehbar sein. Einige praktikable Tracking-Apps sind:
- GeoZilla: Die App zeigt in Echtzeit den Standort des getrackten Smartphones auf einer Karte an. Für die Anwendung ist neben dem Download der App auch eine Anmeldung mit der eigenen E-Mail-Adresse, alternativ mit der eigenen Telefonnummer, Google oder Facebook erforderlich. Das getrackte Handy muss dann eingeladen werden, der App beizutreten. GeoZilla ermöglicht das Erstellen von Standortalarmen. Wenn das getrackte Gerät den Standort betritt oder verlässt, erhält das trackende Gerät einen Alarm. Diese Funktion ist zum Beispiel nützlich, wenn ein Kind oder eine demente Person einen bestimmten Bereich nicht verlassen oder betreten sollen. Auch ein Messenger ist integriert (Menüpunkt Chat). Die Testversion von GeoZilla ist kostenlos, der Dauergebrauch kostenpflichtig.
- Find My Kids: Diese Tracking-App wurde – man vermutet es – speziell für besorgte Eltern entwickelt, die den Aufenthalt ihrer Kinder stets kennen wollen. Für noch mehr Sicherheit verfügt die App über die Zusatzfunktion, die Umgebung des getrackten Smartphones abzuhören. Auch der Standortalarm ist integriert. Ebenfalls erhält das trackende Gerät eine Nachricht, wenn der Akku des getrackten Geräts nur noch zu 10 % geladen ist. Die Aktivität des getrackten Smartphones lässt sich außerdem überprüfen: Mit wem telefoniert oder chattet das Kind, welche Webseiten schaut es sich an, welche Spiele spielt es gerade? Die Tracking-App lässt sich nicht nur mit einem anderen Smartphone, sondern auch mit einer GPS-Uhr verbinden, die das Kind tragen kann. Einige der Funktionen werden über die Werbung für In-App-Käufe finanziert.
- Tracking-App iSharing: Auch diese App ermöglicht die Standortbestimmung und auch die Kommunikation untereinander. Wiederum gibt es Standortalarme für bestimmte Zonen, sodass iSharing das Tracking von Kindern oder gefährdeten Personen erleichtert. Auch Textnachrichten können über die App verschickt werden. Darüber hinaus kann das trackende Gerät an den Empfänger einen Panikalarm senden. Die App finanziert sich kostenlos über recht penetrante Werbung. Mit der Premium-Version verschwindet diese, außerdem kommen noch einige nützliche Features wie eine 3D-Karte und ein Standortverlauf hinzu.
Vor- und Nachteile von Tracking-Apps
Tracking-Apps und andere Tracking-Möglichkeiten wie die stille SMS der Behörden bieten sehr viele Vorteile, doch sie laden naturgemäß auch zum Missbrauch ein. So ist beispielsweise das Szenario denkbar (und dürfte auch vorkommen), dass Firmen ihren Mitarbeitern ein Diensthandy zur Nutzung übergeben, auf dem eine Tracking-App installiert ist, von welcher der Nutzer nichts weiß. Der Chef kann dann alle Bewegungen seines Mitarbeiters heimlich verfolgen, was eine etwas gruselige Vorstellung ist. Selbst wenn der Chef diese illegale Möglichkeit nicht nutzt, sondern den Mitarbeiter über die Tracking-App informiert, fühlt sich dieser anschließend bei der Benutzung des Dienstgerätes beobachtet. Die Technologie sollte man daher nur behutsam verwenden.